Hans Melchior und Margaretha von Sachsenheim / So finden Sie das Objekt; Bilder können durch Doppelklick vergrößert werden.

Weiterführender Literaturhinweis: Sollten zu einzelnen Kapiteln nähere Informationen gewünscht werden, sei auf die von Dr. Kurt Bachteler verfasste und 1984 von der evangelischen Kirchengemeinde herausgegebene Festschrift "500 Jahre Stadtkirche Großsachsenheim" verwiesen.

 

Die Grabmäler der Sachsenheimer

Bei der Kircheninnenrenovierung 1955 aufgefunde Grabplatten

Bei der Kirchenerneuerung 1955 gefundene und seit 16. April 1955 vermisste Grabmäler

 

Die älteste Grabplatte stammt etwa aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Auf ihr waren der Länge nach zweimal das Sachsenheimer Wappen, die nach innen gebogenen Büffelhörner sowie ein Kreuz dargestellt.

 

Deutlich jüngeren Datums war eine weitere Grabplatte, da Hans Melchior von Sachsenheim einer der letzten des Sachsenheimer Geschlechts war. Neben dem Sachsenheimer Wappen und einem gekreuzten Degen war folgende umlaufende Inschrift zu sehen: "...9 tag octobris starb der edel und vest hans melchior von sachsenhaim, welchem der allmechtig gott gnedig und barmherzig sein und frolich urstand [Auferstehung] verleihen w[olle]".

Reinhard und Margarete von Sachsenheim

Je ein Grabmal erinnert an Reinhard v. Sachsenheim (Erbauer des Renaissance-Schlosses) und seine Frau, die 1556 starb. Ihr Mann beauftragte bereits zwischen 1540 und 1545 die bekannte Denkendorfer Werkstatt mit der Schaffung eines Grabmals für sie und gleichzeitig auch für sich selbst. Diese beiden Grabmäler stehen in der Kapelle an der Nordwand des Langhauses. Sie sind wohl die einzigen, die an ihrem ursprünglichen Platz verblieben sind.

Ritter Reinhard, eine voll ausgearbeite Figur, steht in voller Rüstung vor einer Nische, trägt ein Barett mit Federbusch und wird umrahmt von gedrehten Halbsäulen und Palmettengirlanden. Spielende Putten bilden einen starken Kontrast zu dem geharnischten Ritter mit Schwert und Lanze (abgebrochen). Die Grabinschrift ist nur teilweise erhalten:

"[Anno Domini] 1560 starb der edel und fest juncker renhart von sachse[nheim] dem got gnedig se[i]"

Anfang und Schluß der Schrift sind später, wohl kurz nach dem Tod, aufgemalt worden. Die ursprünglich fünfzeilige Inschrift über dem Denkmal ist von zwei Helmen mit Helmzier flankiert; links ist das Sachsenheimer Wappen in alter Form, rechts in neuer Form (Büffelhörner nach außen). Reinhard war auch eine Zeit lang Vogt in Vaihingen.

Neben ihm befindet sich das wesentlich kleinere Grabdenkmal seiner Frau Margarete, bekrönt von getrennt gearbeiteten Wappen der Sachsenheimer. Auch sie tritt aus der Nische heraus, umgeben von Pfeilern und Palmettengirlanden. Sie trägt eine Haube mit Kinnbinde, die Hände sind zum Gebet zusammengelegt. Die Umschrift an drei Seiten in gotischen Kleinbuchstaben lautet:

"Anno domini 1556 jar da starb die edel und frum fraw margret von sachsenhain der got gnedig sey und barmherzig.amen!"

Das Todesjahr wurde etwa 12 Jahre nach der Entstehung nachgetragen.

(Kopie 1)

Reinhard und Margarete von Sachsenheim

Hans Melchior und Margaretha von Sachsenheim

Damit folgender Artikel aus der Festschrift "500 Jahre Stadtkirche Großsachsenheim" auch für "Normalsterbliche" zu lesen ist, zunächst ein paar Begriffsdefinitionen: 

 

Anmerkung Epitaph: ἐπιτάφιος - epitáphios = „auf dem Grab befindlich", Grabinschrift

Anmerkung Zwickel: Kugelzweieck http://de.wikipedia.org/wiki/Kugelzweieck 

Anmerkung Arkade: (lateinisch arcus: Bogen) bezeichnet in der Architektur einen von Pfeilern oder Säulen getragenen Bogen]

Anmerkung Venninger: http://de.wikipedia.org/wiki/Herren_von_Venningen

Anmerkung Pilaster: http://de.wikipedia.org/wiki/Pilaster

 

Eine bei uns nicht übliche Formgestaltung weist das Epitaphvon Hans Melchior und seiner Frau Margaretha geb. von Venningen auf. Es ist unterhalb der Mitte quer geteilt. Oben die betenden Halbfiguren, die sich einem kleinen Kruzifix im Zwickel von zwei Arkaden zuwenden. In den seitlichen Zwickeln das Sachsenheimer und das Venninger Wappen, darüber jeweils ein Engelskopf; an der Stelle, an der die äußeren Pilaster aufgesetzt sind, das alte Sachsenheimer und das Hirschhorner Wappen, darunter dann die umfangreiche Inschrift:

"Als man zalt 1559 jar am V. tag des monats Octobris bezahlt der edel und vest auch fromb hans melchior von sachsenhaim uff erforderung unseres herren ihesu christi die schuld der natur mit vestem glauben und gedult. hernach in anno 15   verließ auch sein ehelich hausfrawen margaretha von sachsenhaim geborene von veningen das zergenglich weltlich leben. beiden verleih der gnedige got ein froliche ufferstehung. Amen". Margaretha lebte noch bis zum 18. September 1569, allerdings hielt man es nach dem Aussterben der Sachsenheimer Hauptlinie 1561 nicht für notwendig, das Todesjahr nachtragen zu lassen.

 

(Kopie 2)

Hans Melchior und Margaretha von Sachsenheim

Es befinden sich zwei Grabdenkmäler in der Stadtkirche (Ehefrau Christina des Sachsenheimer Untervogts Johann Jacob Engelhardt (1574 - 1588) sowie das Kind Kunigunde des Sachsenheimer Obervogts (1579 - 1588) Hermann von Janowitz).

 

Von Pfarrer Peter Meuderlin, der von 1608 bis 1622 Pfarrer in Großsachsenheim war befindet sich ein Grabstein in der Kirche. Die Inschrift lautet: "D[eo] O[ptimo] M[aximo] S[acrum]. M[agister] PETRUS MEUDERLINUS KIRCHOTECCENSIS ECCLESIAE CHRISTI DIVERSIS IN LOCIS PER XLV ANNOS MINISTER HUIUS VERO PER XIV PASTOR SINCERUS PIUS FIDELIS OBIIT XXII AUGUSTI ANNO CHRI[sti] MDCXXII AETATIS SUAE LXX. H[ic] S[epultus] E[st]. BEATI MORTUI IN DOMINO REQUIESCUNT ENIM A LABORIBUS SUIS" (Dem besten und höchsten Gott. Magister Peter Meuderlin aus Kirchheim/Teck, Diener der Kirche Christi an verschiedenen Orten während 45 Jahren, dieser Kirche sogar durch 14 Jahre hindurch ein aufrichtiger, frommer und treuer Pfarrer, starb am 22. August im Jahr Christi 1622 im Alter von 70 Jahren. Er ist hier begraben. Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben; sie ruhen von ihrer Arbeit.)